Klasse 1   

Für den Winterabend

Wenn der Mondmann geht ums Haus,
weht der Schnee bald leiser,
nur die rote Feuermaus
huscht noch durch die Reiser.
Leiser, als die Spinne spinnt,
webt im Ofenloch der Wind
Träume schon für Vater,
Mutter, Kind und Kater.

(Christine Busta)


 
Klasse 2  

     
Auf dieser Erde

Zwei Pferde gingen bekümmert
im Gänsemarsch durch den Schnee.
Sie traten in ein Gartenhaus,
das hatten sie selber gezimmert.
Dort zogen sie ihre Halfter aus
und tranken Kaffee.
Doch unter dem Deckel der Zuckerdose
fanden sie keine süßen Brocken,
fanden sie eine Herbstzeitlose
mit angezogenen Knien hocken
(sie hatte sich vor dem Frost verkrochen
und sah nun mit blasslila Augen her).
"Ich kann nicht mehr",
sagte das eine Pferd,
"es ist alles so Winter auf dieser Erde."

(Josef Guggenmos)
 


Klasse 3       

Eislauf

Heute, Kinder, wolln wir´s wagen!
Heute wird das Eis wohl tragen!
Darum los, wer laufen kann!
Mütze auf und Schlittschuh an!

Ach, so wohlig sich zu wiegen,
Schwalben gleich dahin zu fliegen,
auf und ab im Sonnenstrahl,
blank das Eis und blank der Stahl!

Müllers Max und Schneiders Fritze
mit der braunen Pudelmütze,
wie sie schwenken und sich drehn!
Habt ihr so was schon gesehn?

Hoch das Bein und kühn im Bogen
kommen sie herangeflogen,
eins – zwei – drei und wie der Blitz.
Bums! Da liegt der Schneider Fritz!

(Adolf Holst)

 

Klasse 4

Winternacht

Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt,
still und blendend lag der weiße Schnee,
nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt,
keine Welle schlug im starren See.

Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf,
bis sein Wipfel in dem Eis gefror;
an den Ästen klomm die Nix herauf,
schaute durch das grüne Eis empor.

Auf dem dünnen Glase stand ich da,
das die schwarze Tiefe von mir schied;
dicht ich unter meinen Füßen sah
ihre weiße Schönheit Glied für Glied.

Mit ersticktem Jammer tastet sie
an der harten  Deck her und hin.
Ich vergaß das dunkle Antlitz nie,
immer, immer liegt es mir im Sinn.

(Gottfried Keller)